Aus dem Tagebuch von KSI-CON

April 2008
Be prepared for a long trip to Australia

"Just be prepared for the loooong journey to Australia. Everything is so close in Europe so this is going to be a long trip for you. Hope you sit next to someone interesting in the plane." (Bereite Dich seelisch und moralisch auf eine sehr laaaange Reise nach Australien vor. Alles ist so greifbar nahe in Europa, aber das wird eine sehr lange Reise für Dich werden. Ich hoffe, dass neben Dir im Flugzeug jemand interessantes sitzt ...),

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schrieb mir die Sekretärin aus Sydney vor meiner Reise und gab mir noch eine Reihe weiterer Hinweise für Kopfbedeckung, Sonnenschutzcreme und mein Verhalten im Flugzeug. Hier sollte sich bereits etwas zeigen, was mich später bei den Australiern faszinierte: Ihre uneingeschränkte Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit.

3 Flugzeuge brachten mich schließlich nach über 30 Stunden Flug- und Aufenthaltszeit nach Sydney, wo mich der Geschäftsführer der australischen Firma bereits erwartete und ins Hotel brachte. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen und ich wollte plötzlich nicht mehr schlafen, sondern die Stadt erkunden ...
Wir hatten ein straffes Programm: Besuch der australischen Firma, Gespräche über die weitere Zusammenarbeit, Schulung, Teilnahme an einem Kongress und viele Gespräche mit Krankenhäusern und Ärzten.

Neben der Kompetenz, Freundlichkeit und Herzlichkeit unseres australischen Partners, war ich aber von Sydney und Adelaide sehr beeindruckt. Es sind wunderschöne Städte, die nur einen einzigen Fehler haben: Sie liegen am anderen Ende der Welt.
Aber dann habe ich wenigstens etwas, worauf ich mich im Oktober 2008 freuen kann: Sie und die Menschen, die mir in diesen Tagen ans Herz gewachsen sind, wieder zu sehen. Ich habe wieder einmal deutlich gespürt: Business hat etwas mit dem Herzen zu tun.
Dr. Thomas Kupferschmidt, April 2008

Oktober 2007
Lviv liegt in der Ukraine

Die Frau am Check-In-Schalter der Austrian Airlines sah mich ungläubig an: "Sagen Sie mal, wo ist eigentlich dieser Ort und wie spricht man ihn aus? Ich habe davon noch nie gehört."

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Ich erklärte ihr geduldig, dass der Ort im Ukrainischen Lviv und im Russischen Lvov heißt, die Deutschen ihn unter Lemberg kennen und er in der Westukraine liegt, fast eine Millionen Einwohner und eine wunderschöne Altstadt hat, die zwischenzeitlich Weltkulturerbe ist. 1340 kam Lviv zu den Polen, war von 1772 bis 1918 Hauptstadt des österreichischen Kronlands Galizien, 1919 bis 1939 polnisch und 1944 ukrainisch.
"Man lernt nie aus", murmelte die Frau und gab mir als Dankeschön für diesen kleinen "Exkurs" ihren besten Fensterplatz, damit ich diese sehr schöne Stadt schon beim Anflug in der Abendsonne bewundern konnte. War es vor 10 Jahren noch komplizierter, in die Ukraine zu reisen - man benötigte ein Visum, das man wochenlang vorher beantragen musste - so reist man heute problemlos ein. Man wird warmherzig, freundlich und mit offenen Armen empfangen und hat von Anfang an das Gefühl zu Hause oder bei Freunden zu sein ... Hoffentlich führen mich meine geschäftlichen Wege noch lange in die Ukraine.
Dr. Thomas Kupferschmidt, Oktober 2007

September 2007
Herausforderung Indien

"Trinke nur Mineralwasser aus Flaschen, iss kein Obst auf dem Markt, keine Coca mit Eis und keinen Nachtisch, lass Dich vorher gegen Alles impfen" - solche und ähnliche Hinweise bekam ich von allen Seiten vor unserer Reise nach Indien.

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Einige dieser Ratschläge erwiesen sich als nützlich, andere waren überflüssig und teuer. Aber das weiß man ja erst im Nachhinein.

Wir besuchten Chennai und Bangalore - im Westen besser bekannt als Indiens Film- bzw. IT-Hochburgen und hatten eine Reihe interessanter Meetings. Vor einigen Jahren hatte ich mal bei einem Workshop Folgendes im Bezug auf Indien gehört: "Stellen Sie sich bloß mal vor, jeder Inder würde nur 2 oder 3 Ihrer Produkte kaufen, welchen Umsatz Sie dort machen könnten." Heute muss ich über solche unprofessionellen Milchmädchenrechnungen schmunzeln. Eines wurde uns bei diesem Besuch sehr deutlich klar: Was Sie brauchen, ist ein sehr guter Partner vor Ort, einen langen Atem, viele Schulungen, Training, finanzielle Mittel um des öfteren vor Ort sein zu können und viel Fingerspitzengefühl für eine andere Kultur.
In diesem Sinne waren wir sehr erfreut, als uns ein Geschäftsführer einer indischen Firma zu sich nach Hause zum Essen einlud, was in Indien durchaus nicht üblich ist. Auch in Deutschland lädt man sich zum Abendessen in der Regel nur Freunde ein ...
Dr. Thomas Kupferschmidt, September 2007

August 2007
KSI-CON und Mexiko

KSI-Con hat im August 2007 sich in Mexiko über das Gesundheitssystem informiert und auch eine Reihe von Krankenhäusern besucht (siehe NEWS).

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Die Einreise nach Mexiko über New York war ein Erlebnis besonderer Art, auf das künftig gerne verzichtet werden kann. Wir standen nach der Landung fast anderthalb Stunden mit mehreren hundert Touristen in einem stickigen Schlauch (die Außentemperatur betrug 35 Grad Celsius und der Schlauch war nicht klimatisiert) und warteten auf die Passkontrolle. Dabei durften wir zuschauen, wie alle Amerikaner durchgewunken wurden, während die Europäer sich die Beine in den Bauch standen und vor sich hin schwitzten.

Viele hatten Anschlussflüge, was die Amerikaner aber nicht sonderlich interessierte (Kommentar eines Beamten: "Pech gehabt, nehmen Sie den nächsten. Es wird ja nicht der letzte gewesen sein").
Es war Freitag und einige Touristen berichteten uns später, dass Sie z.T. bis zu 4 Tagen auf ihre nächsten freien Plätze im Anschlussflug warten sollten.

Nach erfolgter Abnahme der Fingerabdrücke und dem Foto der Pupillen durften wir dann unser Gepäck holen, um es für den Weiterflug nach Mexiko erneut einzuchecken. Das ganze geschah dann aber schon im Bundeswehrähnlichen Marschtempo, denn die Horrorvision, 4 Tage auf diesem Flughafen verbringen zu dürfen, erschien nicht sehr verlockend zu sein. Im letzen Augenblick gelang dann der "Sprung" in den Flieger nach Mexiko-City, der dann aber noch aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens über New York 2 Stunden auf der Rollbahn stand, bevor er sich dann in Richtung Mexiko-City in die Lüfte erheben sollte. Ich musste unweigerlich an eine Szene aus einem Film mit Walther Matthau denken ("Nie wieder New York"). Ein Reisender beruhigte Walter Matthau bei dessen Kreisen über New York mit den Worten: "Ich fliege schon 30 Jahre und davon war ich bestimmt 6 Jahre über den Wolken von New York".

Die Einreise auf dem klimatisierten Flughafen in Mexiko unterschied sich grundsätzlich von den Amerika-Erfahrungen: Die Menschen waren aufgeschlossen, freundlich, Sicherheitsbeamte halfen beim Transport des Gepäcks und es dauerte nur wenige Minuten, bis wir den Flughafen verließen.

Wir werden sicherlich noch lange brauchen, um alle Erfahrungen über dieses wunderschöne Land zu verarbeiten, aber eines ist schon heute sicher: Die Mexikaner sind das freundlichste und aufgeschlossenste Volk, dem wir jemals begegnet sind. Die Ruhe, Freundlichkeit und Menschlichkeit, die sie ausstrahlen, ist bewunderungswürdig und hat uns auch bei der Evakuierung vor dem Hurrikan DEAN auf der Halbinsel Yukatan, die notwendige Kraft, den Optimismus und die Zuversicht gegeben, das wir unbeschadet das Land verlassen werden.

Ich habe persönlich nur den Wunsch, andere Klienten zu finden, die uns nach Mexiko schicken.

Denn hierher möchten wir gerne wieder kommen ...
Dr. Thomas Kupferschmidt, August 2007

6. Juli 2007
Wien - Wenn einer eine Reise tut ...

dann plant er sie richtig. Und dazu gehört auch ein Fotoapparat, zumal, wenn man in einem Beratungsunternehmen arbeitet! Als ich das letzte Mal am 10. Juni 2007 in Wien war, hat es an diesem Tag urplötzlich heftig wie aus Kübeln gegossen und Petrus hat uns dazu auch noch fast hühnergroße Hagelkörner auf die Erde geschickt, so dass mir die Lust am Fotografieren vergangen war.

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Aber diesmal belohnte mich Wien mit strahlendem Sonnenschein als wollte es sich entschuldigen, nur dass ich es fotografisch nicht festhalten konnte, weil ich besagten Fotoapparat vergessen hatte. Während ich noch darüber nachdachte, ob ich mir über meine Vergesslichkeit ernsthaft Sorgen machen müsste, ertönte im Express von Wiener Flughafen zur Innenstadt (Linie CAT) die Stimme des Schaffners, der etwas in "österreichischer Sprache" erklärte, was ich nicht verstand. Erst als er Englisch sprach, ahnte ich, dass ich bald im Stadtzentrum sein musste.

Ich hatte mir ein kleines Hotel am Opernring gegenüber der Wiener Staatsoper gebucht und diesmal nahm ich mir vor meinem Gespräch mit unserem neuen Klienten am Freitag, den 6. Juli 2007 vor, mir einiges anzuschauen: Auf meinem kleinen Plan standen neben der Oper (wohl einer der berühmtesten Opernhäuser der Welt) der Stephansdom, die Spanische Hofreitschule, die Karlskirche und noch so vieles mehr ...

Nach 4-stündigem Fußmarsch fällte ich die Entscheidung, mir für meine nächste Wien-Reise einen Knoten ins Taschentuch zu machen: ACHTUNG - Fotoapparat nicht vergessen, da Wien eine traumhafte Stadt ist, für die man sich viel mehr Zeit nehmen muss.
Dr. Thomas Kupferschmidt, Juli 2007

16. Juni 2007
Vorsätze, Baku und Mailand

So ist das mit den guten Vorsätzen im Neuen Jahr: Ich hatte mir wirklich fest vorgenommen, im Neuen Jahr das Tagebuch regelmäßig zu führen, aber was ist aus den Vorsätzen geworden: Nichts oder sehr wenig. Wieder einmal haben sich die Ereignisse, Reisen, Kongresse überschlagen und mein Tagebuch liegt traurig in der Ecke und schmollt vor sich hin ...

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Zwischenzeitlich war ich in Aserbaidschan, habe einige Treffen mit Entscheidungsträgern aus dem Gesundheitswesen gehabt, Krankenhäuser besichtigt, mit Ärzten und Medizintechnikfirmen gesprochen und sogar ein wenig Zeit gehabt, mich in Baku umzuschauen. Ein faszinierendes Land und ein sehr interessanter Markt: Schade, dass nur relativ wenig deutsche Unternehmen bisher den Weg dorthin gefunden haben.

Was mich an Italien immer wieder fasziniert, ist nicht nur die mediterrane Küche, das Wetter oder die alten Städte. Vielmehr sind es die aufgeschlossenen, gastfreundlichen Italiener, die ich sehr mag. Unserer Besuch bei einer uns schon lange bekannten Medizintechnikfirma in Mailand gestaltete sich wie ein Fest zwischen Verwandten, die sich längere Zeit nicht gesehen hatten. Da wurde gearbeitet, gelacht, erzählt, was die lieben Kleinen so alles machen, wohin die nächste Urlaubsreise führt und dass man ja auch mal zusammen in den Urlaub fahren könnte ...
Mein Gott, warum kann KSI-CON seinen Firmensitz nicht nach Italien verlagern?
Die nächsten Reisen führen uns nach Wien, in die Ukraine, nach Russland und im September nach Indien. Aber diesmal nehme ich mir vor ... Oder besser doch nicht?
Dr. Thomas Kupferschmidt, Juni 2007

24. November 2006
Bald ist Weihnachten

Mein Gott, wie die Zeit vergeht: Schon wieder ist das Jahr fast vorüber und es war ein erfolgreiches Jahr für KSI-CON:

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Die letzten Monate waren so anstrengend, dass wir es nicht mal geschafft haben, unser Tagebuch fortzuschreiben.

Da war der Besuch diverser russischer Medizintechnikhändler im Auftrage unseres französischen Klienten in Moskau (und natürlich das Wiedersehen mit meinem Freund Arkady, der immer noch mit seinem "vorsintflutlichen" Auto Moskaus Straßen unsicher macht), die Reise nach Taiwan zur Bewertung potentieller Zulieferunternehmen, einige Kongresse, Tagungen und Schulungen, die wir im Auftrage von Klienten sowie zur eigenen Qualifizierung besucht haben und, last but not least, wie jedes Jahr die MEDICA in Düsseldorf.

Nun werden wir sicherlich noch bis Ende des Jahres mit der Auswertung der MEDICA sowie mit der Vorbereitung neuer Aufträge für das Jahr 2007 beschäftigt sein, um hoffentlich ein ruhiges und frohes Weihnachtsfest im Kreise unserer Familien verleben zu können ...

P.S.: Ein Vorsatz für das Neue Jahr lautet schon jetzt: Das Tagebuch wird 2007 wieder regelmäßiger geschrieben ...
Dr. Thomas Kupferschmidt, November 2006

21. Mai 2006
Die Hospital Expo in Paris und die Campion's League

Irgendwie hat KSI-CON kein besonders glückliches "Händchen" bei der Auswahl seiner Reisetermine: Nach dem Hochwasser in Prag trafen wir in Paris kurz vor dem Champion's League Finale ( FC Barcelona gegen Arsenal London) in Paris ein.

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Die ganze Stadt war wie ein aufgescheuchter Ameisenhaufen: Die Fans rasten durch die Stadt und suchten überall noch Betten und Karten für das Spiel. KSI-Con war in der glücklichen Lage und suchte nur eines von beiden: nämlich ein Hotel.
Am Vorabend hatte unser französischer Klient uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass das für uns reservierte Zimmer nun doch leider nicht mehr frei war und brachte uns damit in eine ziemlich schwierige Lage. Die Reise im letzten Moment absagen, wäre unmöglich gewesen, weil die "Hospital Expo" nur einmal im Jahr stattfindet und, dass es diesmal mit dem Finalspiel zusammentraf, war gewissermaßen Schicksal. Alle Berliner Reisebüros hatten im Vorfeld die Hände zusammengeschlagen: So etwas hätten sie die letzten 30 Jahre nicht gesehen: es sei kein einziges freies Bett mehr, oder erst ab 700 Euro. Die Geheimtipps Expedia und Opodo waren auch ratlos, also hieß es hinfahren und schauen ... .

Nachdem ich in Paris die Touristeninformation und ca. 30 Hotels vergeblich abgelaufen hatte und ziemlich mutlos und sauer war, kam mir buchstäblich im letzten Moment die rettende Idee: Ich fuhr in ein Studentenviertel und sprach ein Hotel an, dass von außen mit gar keinem Stern "geehrt" war (und so sah es innen auch aus), aber sie hatten ein Zimmer frei und ich konnte mir sogar noch aussuchen, ob ich eines mit oder ohne Dusche wollte. Mich störte auch nicht, dass die Toilette 2 Etagen tiefer war: Ich hatte ein Bett und gab dem indischen jungen Mann an der Rezeption ein Bier aus. Ich hatte den Eindruck, gerade das "Ritz" gebucht zu haben ... .

Während die Jagd in den Straßen von Paris nach Karten und Betten tagsüber weiterging, standen wir auf der Hospital Expo im Südwesten von Paris vor der nicht leichten Aufgabe, für einen deutschen Klienten einen passenden französischen Händler zu finden. Wir hatten uns schon im Vorfeld mit einigen französischen Firmen in Verbindung gesetzt und unseren Besuch angekündigt. An einem Stand wurden wir gleich mit Champagner und ein paar Leckereien empfangen: "Ich habe eine Idee, die Euch gefallen wird", sagte der Präsident eines Unternehmens: "Ich mache Euch heute Abend mit einem Unternehmen bekannt, das an Euren Produkten Interesse hat. Oder willst Du lieber zum Fußball, Tom?" Ich verneinte, was ihn offenbar erstaunte. "Ich mache mir auch nichts aus Fußball. Also, heute Abend um 19 Uhr an der Metro Saint Paul."

Während Lehmann bereits vom Platz geflogen war und Barcelona in der 81. Minute das 2:1 schoss, stimmten wir mit unserem französischen potentiellen Distributor bei einer italienischen Pizza und französischem Bier die Rahmenbedingungen für eine mögliche deutsch-französische Kooperation ab. Es war ein lustiger Abend und ich freute mich auf mein "Ritz"-Hotel mit der Außentoilette.

Und ganz nebenbei bemerkte ich wieder einmal: Paris ist wohl die schönste Stadt der Welt.
Dr. Thomas Kupferschmidt, Mai 2006

1. Mai 2006
Frühling in Moskau

Arkady, mein alter Studienkumpel, hatte sich offenbar wieder einen "Propusk" (man kann es in diesem Fall mit "Genehmigung" übersetzen) besorgt, der ihn berechtigte, mich unmittelbar am Flugzeug abzuholen, mich durch alle möglichen Kontrollen durchzulotsen, so dass wir nach ca. 25 Minuten nach der Landung auf dem Flughafen Moskau-Domodedevo am 23. April 2006 bereits in seinem uralten klapprigen Lada saßen und in Richtung Zentrum fuhren.

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"Ich hätte nicht gedacht, dass Du diese Karre immer noch hast", sagte ich zu Arkady. "Du kannst Dir doch bestimmt bei Deinem Gehalt einen neuen Wagen leisten." (Arkady war persönlicher Assistent des stellvertretenden russischen Wirtschaftsministers.)

"Das wirst Du nie verstehen, Tom. Ich hänge eben an diesem Ding. Außerdem gebe ich mein ganzes Geld, wie Du weißt, für andere Dinge aus." (Arkady hatte schon als Student jede Kopeke in den Kauf von Büchern gesteckt.) "Wenn Du zu uns kommst, kannst Du dir gerne unsere Bibliothek anschauen. Also, old fellow, was hat Dich diesmal nach Moskau geführt?" Ich erzählte Arkady von unseren 3 Klienten - Medizintechnikunternehmen aus Frankreich, England und Deutschland - die ihre Medizinprodukte nach Russland exportieren wollen. Die Marktstudien waren erfolgreich abgeschlossen, potentielle Distributoren ausgewählt und nun begannen die Gespräche über die Gestaltung der Distributionsverträge und die bevorstehenden Zertifizierungen. Gerade diese Zertifizierungen für Medizinprodukte waren in Russland eine komplizierte und nicht zu unterschätzende Sache, die für viele ausländische Unternehmen ein Buch mit 7 Siegeln bleiben wird (aber dafür gibt es ja schließlich Berater wie uns).

Am ersten Tag holte mich Arkady aus meinem Hotel "ALFA" in Ismailovo ab, das ich übrigens sehr empfehlen kann (westlicher Standard zu einem für Moskau exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis und einem super Frühstücksbüfett). Wir "tuckerten" in seinem alten Lada fast im Schritt-Tempo durch Moskau, weil die Innenstadt im morgendlichen Berufsverkehr total verstopft war. "Morgen nehme ich die Metro", sagte ich zu Arkady. "Du hast Recht, Tom, da kommst Du viel schneller voran".
Die Metro erwies sich mit einer Zehnerkarte für 125 Rubel (ca. 4 Euro) als Glückstreffer, allerdings nur für diejenigen, die die russische Beschriftung der Metrostationen lesen können; alle anderen Ausländer wirkten etwas verloren bzw. hatten sich russische Begleitung besorgt.

Wir trafen uns mit insgesamt 7 russischen Medizintechnikhändlern, und es bestätigte sich erneut unser Eindruck: Wir hatten es mit engagierten, fachkundigen und aufgeschlossenen Profis zu tun, die ihr Handwerk verstanden, die Märkte kannten und an einer Zusammenarbeit mit unseren Klienten interessiert waren. Wir haben in dieser Woche wieder sehr viel gelernt und sind uns sicher, unseren Klienten in England, Frankreich und Deutschland die richtigen Empfehlungen für den Markteintritt bzw. Ausbau ihrer Marktpositionen geben zu können.

Übrigens: Arkady´s Bibliothek war der helle Wahnsinn und nun wusste ich, warum er sein klappriges Auto so lange fährt, bis es auseinander fällt ...
Dr. Thomas Kupferschmidt, Mai 2006

7. April 2006
Die "Pragomedica" und das Hochwasser

Die "Pragomedica" in Tschechien ist die wichtigste Medizintechnikmesse des Landes und findet jedes Jahr im April statt.
Ein tschechisches Unternehmen, das die Produkte eines unserer Klienten in Tschechien vertreibt, hatte uns zur "Pragomedica" eingeladen.

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Ursprünglich wollten wir mit dem Auto fahren, aber angesichts der beunruhigenden Hochwassermeldungen entschlossen wir uns kurzfristig, auf den Zug umzusteigen. Außerdem ist die Zugfahrt viel bequemer, erholsamer und verursacht weniger Stress.

Das Bild, das sich rechts und links der Fahrstrecke bot, war schlimm: Noch hatte das Wasser zwar nicht die Schäden angerichtet, wie vor ein paar Jahren, dennoch erreichte es an vielen Häusern bereits die 2. Etage, ganze Straßenzüge waren überflutet und der Zugführer entschuldigte sich mit den Worten: "Aufgrund des Hochwassers und dem großen Druck auf das Gleisbett kann der Zug nicht die vorgesehene Reisegeschwindigkeit erreichen und somit werden wir später als geplant eintreffen."

Dieser Anblick ließ den miesen Kaffe, den es im Zug ab 1. April für nun mehr 2,80 Euro gab, vergessen.
Wer schon einmal auf der "Pragomedica" war, wird uns bestätigen: Es gibt wohl weltweit kaum Ausstellungshallen, die so schön sind, wie die in Prag.

Wir trafen auch hier in Prag wieder deutsche und andere westeuropäische Unternehmen, die sich in Moskau, Paris, Dubai und natürlich in Düsseldorf regelmäßig über den Weg laufen. Zum Teil waren es sogar die gleichen Leute und da fehlt es nicht an Gesprächsstoff, der sehr weit gefächert ist: Von Fusionen, Insolvenzen, Innovationen, steilen Karrieren und unerwarteten Rauswürfen einzelner "Vertriebler" über Märkte, Preise, Newcomer bis hin zu pubertierenden Kindern mit schlechten Schulnoten. Männer stehen Frauen im Punkto Tratsch wohl in nichts nach ... .

Am Abend hatte uns unser tschechischer Gastgeber in ein kleines Restaurant am Fuße der Moldau eingeladen und während wir die einmalige tschechische Küche genossen, uns mit Pilsner Urquell zuprosteten und uns im Kreise unserer tschechischen Kollegen fast wie zu Hause und in einer Familie fühlten, stieg auch die Moldau weiter an ...
Dr. Thomas Kupferschmidt, April 2006

Ende November 2005
Russischer Winter

Ich war wieder einmal auf dem Weg nach Moskau. Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend: Erst die Medica in Düsseldorf und eine Woche später die "Zdravoochranenye", Russlands größte Medizintechnikmesse.

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Es war Ende November und für diese Jahreszeit war es viel zu warm in Moskau. Ich erinnerte mich an meine Studentenzeit, als am 1. Januar 1979 das Thermometer in Moskau -50 Grad anzeigte. Wir versuchten damals vergeblich mit Tauchsiedern und Toastern das Eis an den Fenstern in unserem Studentenwohnheim in der Uliza Shvernika zum Schmelzen zu bringen. Solche Winter gäbe es schon lange nicht mehr in Moskau. Anfang der 90er Jahre, als ich für eine Tochterfirma der Metallgesellschaft Frankfurt/Main in Moskau tätig war, kletterte das Thermometer nachts selten unter 30 Grad. Einer von uns musste in diesen Nächten immer aufstehen und mit unseren Autos einige Runden fahren, da sie ansonsten morgens nicht angesprungen wären ... .

In diesen Novembertagen im Jahr 2005 war es fast milde in Moskau. Ein französischer Klient hatte uns nach Moskau zur Medizintechnikmesse mit dem Auftrag geschickt, einen geeigneten Händler zu finden und zu sondieren, welche seiner Wettbewerber schon auf dem Markt waren und zu welchen Preisen angeboten wurde. Wir sollten einige potentielle Händler auf ihren Messeständen besuchen, Gespräche mit dem Management führen und unserem Klienten eine Shortlist präsentieren. Danach wollte er entscheiden, ob er sein Engagement fortsetzen und seine Produkte zertifizieren lassen würde.

Da wir jedes Jahr die Messe besuchten, traf ich auf viele uns bekannte und vertraute Unternehmen, die z.T. schon seit Jahren erfolgreich für westeuropäische Unternehmen deren Produkte auf dem russischen Markt vertrieben. Der russische Medizintechnikmarkt ist für westeuropäische Unternehmen ein sehr interessanter Markt: Obwohl Russland über ein relativ gut ausgebautes öffentliches Gesundheitssystem verfügt, ist dieses nicht effizient. Die Krankenhäuser sind zum Teil in einem katastrophalen Zustand, die Ärzte schlecht bezahlt, die Technik hoffnungslos veraltet.
Russlands Medizintechnikunternehmen sind nicht in der Lage, den schnell wachsenden Bedarf zu decken ... . Und genau deswegen waren wir hier!

Nach 3 Tagen (und 3 Nächten Wiedersehensfeiern) war ich schließlich ziemlich fußmüde, aber dafür standen auf unserer Liste 5 Unternehmen, die für unseren Klienten prinzipiell in Frage kommen könnten. Die Unternehmen waren bereit, sich mit unserem Klienten zu treffen und die Einzelheiten einer Zusammenarbeit zu besprechen. Ich hatte meine Aufgaben erledigt und begann gerade den Abschlußbericht zu schreiben, als mein Telefon im Hotel Rossija klingelte. Es war Arkady, mein alter russischer Freund vom Studium, der bei mir Englisch abgeschrieben hat und mir in Russisch die Sprache beibrachte, die nicht am Institut gelehrt wurde. Arkady war zwischenzeitlich persönlicher Referent des stellvertretenden russischen Wirtschaftsministers.

"Ich bin sauer, dass Du dich nicht gemeldet hast", polterte er in fast akzentfreiem Deutsch los und fügte hinzu: "In einer halben Stunde hole ich Dich im Hotel ab und dann geht die Bank los." "Arkady, nicht die Bank geht los, sondern die Post geht ab", verbesserte ich ihn, "das wirst Du Dir wohl nie merken."
Allerdings hatte es keinen Zweck Arkady zu widersprechen - das war schon damals aussichtslos ... .
Dr. Thomas Kupferschmidt, November 2005

18. September 2005
Ein historisches Datum

Im gewissen Sinn war dieser Sonntag im September 2005 ein historisches Datum: In Deutschland war die Bundestagswahl in vollem Gange, während die Chinesen in Guangzhou ihr Mondfest mit einem wunderschönen, fast dreiviertelstündigen Feuerwerk feierten:

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Wir saßen an diesem schwülen Abend in unserem Büro im Navigationbuilding in Guangzhou. Guangzhou, eine Nachbarstadt von Hongkong und Macao liegt in der tropischen Zone Südasiens und verfügt über ein subtropisches Meeresklima, das vom Monsun geprägt ist. Die Stadt wird auch das südliche Tor Chinas genannt.

Ich war in den Morgenstunden in Hongkong gelandet und mit dem Zug nach Guangzhou gefahren, wo mich unser Büroleiter Ron und unsere Assistentin Lily vom Bahnhof abholten: Es galt keine Zeit zu verlieren und so hatten wir entschieden, die "Begrüßungsfeierlichkeiten" auf den Abend zu verlegen (erst die Arbeit, dann die Peking-Ente).

Eine ereignisreiche, fast 8-stündige Diskussion lag nun hinter uns: Ein deutsches Medizintechnikunternehmen, das seine Geräte nach China exportieren wollte, hatte uns beauftragt, einen geeigneten Händler zu finden und die Zertifizierung vorzubereiten. Im Verlaufe der Diskussion mit unserem Klienten war uns noch in Deutschland die Idee gekommen, 2 Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Neben der Suche nach einem Händler könnten wir für unseren deutschen Klienten lohnintensive Gusskomponenten in China kostengünstig herstellen lassen: Mir klang noch der Satz meines Klienten in den Ohren: "Wenn ich es nicht schaffe, die Kosten um 30%- 40% zu senken, werde ich in Kürze nicht mehr wettbewerbsfähig sein und kann den Laden zumachen".

Wir diskutierten fast 8 Stunden über Märkte, Marktspieler, in- und ausländische Anbieter, einzelne Zertifizierungsschritte und die Kosten, über aktuelle Ausschreibungen in China und zu guter Letzt auch noch über Merkel und Schröder und wer wohl für Deutschland besser sei, als Lily stolz hereinkam und mir ein Fax zeigte: Es war ein Angebot eines Gusskomponentenherstellers aus Guangzhou, den wir aus der Vergangenheit schon kannten. Wir trauten unseren Augen nicht: Unser deutscher Klient konnte über 50% sparen. "Ich werde Euch auf alle Fälle ein paar Muster mitgeben, damit die Deutschen keine Zweifel bezüglich der Qualität haben" meinte Ron mit einem verschmitzten Lächeln. Er kannte das deutsche Misstrauen nur allzu gut, da er schon unzählige Male in Deutschland war.

Lily, die ihr Pharmaziestudium an der Uni in Guangzhou gerade beendet hatte, gähnte und schaute mich an, als ob sie sagen wollte: Wollen wir nicht langsam Schluss machen? Morgen ist doch auch noch ein Tag!!! Ich freute mich auch schon sehr auf mein Bett, dass ich über 30 Stunden nicht mehr gesehen hatte, aber das sollte sich, angesichts der chinesischen Gastfreundschaft, als Trugschluss erweisen. Ein Freund von Ron, Ivan, feierte das Mondfest mit seiner Großfamilie in einem Restaurant und "es wäre unhöflich, wenn Du die Einladung ausschlagen würdest", meinte Ron. "Nach dem Restaurant gehen wir noch an den Perlfluss und schauen uns das Feuerwerk an. Du bist hier nicht zum Schlafen, dass kannst Du später machen, wenn Du wieder in Deutschland bist."

Während ich als einziger Ausländer mit Ron und Ivan im Kreise der chinesischen Großfamilie einen wunderschönen und erlebnisreichen Abend verbrachten, versuchte man in Deutschland die Wahlergebnisse zu interpretieren. Deutschland hatte zwar noch keinen neuen Kanzler oder eine Kanzlerin, aber ich hatte viele neue interessante Leute kennen gelernt und eine Unmenge Eindrücke an diesem ersten Tag in Guangzhou gesammelt ... .
Dr. Thomas Kupferschmidt, September 2005

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 tagebuch
Parlamanet in Bangalore, Indien